türkischer Politiker und fr. Verwaltungsbeamter; Mitglied ab 1999 und Parteichef der kemalistisch-sozialdemokratischen CHP 2010-2023; Oppositionsführer ab 2010; Niederlage bei Präsidentschaftswahl 2023 gegen Amtsinhaber Erdoğan (47,8 % zu 52,2 % der Stimmen); MdP ab 2002; machte sich um den Kampf gegen Korruption verdient; Generaldirektor der staatlichen Sozialversicherungsanstalten Bağ-Kur 1991/1992 bzw. SSK 1992-1999
* 17. Dezember 1948 Ballıca bei Nazımiye
Herkunft
Kemal Kılıçdaroğlu und sein Zwillingsbruder Adil wurden am 17. Dez. 1948 im Dorf Ballıca bei Nazımiye in der ostanatolischen Provinz Tunceli (damals: Dersim) geboren. Der Vater Kamer Karabulut, ein lokaler Verwaltungsangestellter, änderte den im Dorf sehr häufigen Familiennamen Karabulut 1950 in Kılıçdaroğlu. Bedingt durch häufige berufliche Versetzungen des Vaters wuchsen die Zwillinge mit zwei Schwestern und drei Brüdern an verschiedenen Orten Ostanatoliens in einfachen Verhältnissen auf. Zwei weitere Geschwister starben kurz nach der Geburt. K. stammt aus einer alevitischen, zum Clan der Kureyşan gehörigen Familie. Nach K.s Aussage ist der Clan ethnisch den Zaza zuzuordnen, wenngleich er in Meldungen teilweise auch als kurdisch bezeichnet wird. Die Kureyşan hatten sich 1937/1938 am großen tribalen Dersim-Aufstand gegen die laizistische Zentralregierung der 1923 von Mustafa Kemal Atatürk gegründeten Türkischen Republik beteiligt; der damals über die Provinz verhängte Ausnahmezustand wurde erst in K.s Geburtsjahr aufgehoben. Doch schon ...